Die alte WU

Die neue WU ist in Rekordzeit geplant und errichtet worden – mit Gebäuden, die den Betrachter staunen lassen. Über die alte WU legt sich darob ein langer medialer Schatten. Die Nachnutzung als Provisiorium für den parlamentarischen Betrieb ist bekanntlich nicht erfolgt. Die Parlamentarier finden es in der Hofburg passender. Die Nutzung als Provisorium für die Universität für angewandte Kunst oder die Akademie der bildenden Künste ist noch nicht beschlossen. Auf Anfrage in der Presseabteilung der Angewandten ist die Zwischennutzung derzeit noch nicht fixiert.

Alles super?

Was man der alten WU auf den ersten Blick nicht ansieht, ist, dass sie über den Geleisen des Franz-Josefs-Bahnhofs errichtet wurde. Damit verbunden sind rechtliche Spezialbedingungen, denn der Grund und Boden auf dem das Bundesgebäude steht, gehört den ÖBB. Beim Anwaltsbüro CHSH berichtet man über den Fall der WU unter Juristen bekannten Sonderfall eines so genannten Superädifikates. Dabei handelt es sich grundsätzlich um Gebäude auf fremdem Grund. „Eigentlich wird in unserer Rechtsordnung davon ausgegangen, dass ein Gebäude, das auf einem Grundstück errichtet wird, im Eigentum dessen steht, dem das Grundstück gehört“, erklärt Peter Vcelouch, Partner und Spezialist für Immobilien bei CHSH die grundsätzliche Rechtslage.

Befristung

Durchbrochen werden könne das über die juristischen Gestaltungsmöglichkeiten des so genannten des Superädifikats. Typische Fälle von Superädifikaten seien laut Vcelouch vor allem Bauwerke, die in nicht grundfester Bauweise errichtet sind, wie etwa Verkaufsbuden, Würstelstände. Es sei aber auch denkbar, mit Grund und Boden fest verbundene Gebäude als Superädifikate auszugestalten, sofern das Fehlen der Absicht, das Gebäude dauerhaft auf dem fremden Grund zu belassen, aus anderen Umständen hervorgehe. Ein solcher Umstand sei etwa ein zeitlich befristeter Grundnutzungsvertrag. Ein prominentes Beispiel dafür ist eben das ehemalige WU-Gebäude in Wien. Die Restnutzungsdauer müsste bei einer kolportierten Gesamtlaufzeit der Pacht von 99 Jahren noch mehr als fünfzig Jahre betragen.

Brandschutz erneuern

Beim Ausführungsplaner der neuen WU, Vasko + Partner Ingenieure, ist man überzeugt, dass das zurückgelassene Gebäude noch für weiter Aufgaben fit gemacht werden kann. „Die alte WU wäre für neue Nutzungen durchaus zu adaptieren“, meint der Technikexperte Bernhard Müllner, im Gespräch mit branchenfrei[ ]at. Mit den geeigneten Maßnahmen ließe sich der Bau gut nutzen, eventuell als Büro. Problematisch sei höchstens, dass in Bezug auf den Brandschutz Maßnahmen erforderlich wären. „Hier müsste man aufrüsten“, erzählt Müllner und er ergänzt: „dabei ist eine einfache Kosten-Nutzen-Kalkulation anzustellen“. Für ihn stellt der Franz-Josefs-Bahnhof eine nicht forcierte Bahnhofsentwicklung dar. Damit würde auch das alte WU-Gebäude das direkt über den Gleisen errichtet ist, in Abseits geraten. Für die Verwertung wird von der Bundesimmobiliengesellschaft die ÖRAG als zuständiger Makler genannt. Ideen wären also dorthin zu richten. (PM)