Das von Colliers weiter entwickelte MGC Wien in St. Marx ist nach seinem Umbau als erstes Bestandsgebäude Österreichs mit dem DGNB Gold-Zertifikat nach ÖGNI ausgezeichnet worden und als solches wird ihm Signalwirkung für ähnliche Fälle in Wien zugeschrieben. „Das MGC ist ein Leuchtturm-Projekt bei dem man sieht, was beim Gebäudebestand möglich ist“, erklärt der Präsident des Zertifizierungsinstitutes ÖGNI, Phillip Kaufmann.
Von den Mietern angenommen
Gegenüber dem Urzustand ist der Bau, der nunmehr als Blue Building alle Anforderungen eines modernen Bürogebäudes erfüllt, nicht wieder zu erkennen. „Bis auf Wände, Decken und Böden ist alles erneuert worden, sogar die Fassade“, erklärt der Projektentwickler Ariel Muzicant vor Journalisten. Gefragt nach dem Bauen im Bestand erfuhr man bei der Projektfertigstellung, dass der Umgang mit Bestandsimmobilien ein großes Thema sei, das immer wichtiger wird. Die Begutachtung eineinhalb Jahren später zeigt, dass sich das Vorhaben bewährt hat. Betreiber der Immobilie ist die MGC Mode- und Textilgroßhandelscenter St. Marx GmbH und die konnte dank der umfassenden Renovierung auf ihre Bestandsmieter zählen. Diese konnten dem neuen Gebäude-Standard einiges abgewinnen und sind daher dem Standort treu blieben und neue Mieter konnten gewonnen werden. Mit aktuell 56 Firmen aus der Modebranche kann das Haus nach dem Umbau außerdem eine Bedeutung vorweisen, um vor Ort interessante Branchen-Events abzuhalten und die erste Zeit nach dem Umbau hat gezeigt, dass das Haus optisch und in Sachen Nachhaltigkeit nunmehr eine erste Adresse ist.
Betriebskosten gesenkt
Beim MGC wurde und wird aber auch kritisch auf die Betriebskosten geachtet und diese auf den heutigen Stand zu bringen, war das erklärte Ziel der Projektbetreiber. Die Reduzierung der Nebenkosten auf kompetitive 2,8 ,- Euro hatte einiges an Einsatz bedurft. Etwa 1.000,- Euro pro Quadratmeter hatte man in die Renovierung investiert aber aufgrund der Historie des Gebäudes und wegen seiner nach wie vor bestehenden Qualitäten hat sich das Investment durchaus als lohnend erwiesen. Vor allem die großzügigen Raum-Kubaturen waren bei der ÖGNI als erhaltenswert erachtet worden: „Die kann oder will man sich beim Neubau aus heutiger Sicht nicht mehr leisten.“ Wenn eine Nutzung wie beim MGC funktioniert, sei es durchaus sinnvoll, im Bestand auf Nachhaltigkeit abzuzielen. Der Vorteil wäre, dass man von etwas Bewährtem ausgehen kann und daher nicht bei Null beginnen muss.
Sinnvolles Investment
Die Netto-Investitionskosten sind mit 50 Millionen Euro im konkreten Fall zwar erheblich und alleine die Erdwärmegewinnung für den Gebäudekomplex hätte drei Millionen Euro in Anspruch genommen aber dem gegenüber stünde eine beträchtliche Umweg-Rentabilität. „Die Rolle der Zertifizierung dabei ist, dass die Qualität, die umgesetzt wurde, auch den Mietern und Mietinteressenten bewusst gemacht wird“, zeigt sich ÖGNI-Präsident Kaufmann vom Mehrwert des Gold-Zertifikates überzeugt. Jedenfalls wird mit dem MGC ein Signal gesetzt, dass es gut ist, auf hohem Niveau zu sanieren. Für das städtische Umfeld bildet der Bau mit seiner Vorgeschichte einen Kristallisationspunkt, der für den Standort zur Aufwertung beiträgt. Fünf Millionen Euro die für die Infrastrukturmaßnahmen am Standort getätigt wurden, hat das Investment nach sich gezogen. Die Wiener Planungsstadträtin Maria Vassilakou sieht sich in ihrem Ressort oftmals mit ähnlichen Fällen konfrontiert und hebt das MGC anlässlich der Zertifizierung mit DGNB-Gold als nachahmenswert hervor: “Die Frage der Umnutzung stellt sich aufgrund mangelhafter Energiewerte bei Gebäuden aus früheren Epochen immer mehr und Initiativen, die hier auf den letzten Stand der Technik abzielen, sind da sehr begrüßenswert.“ (ÖGNI/RED)