Weil Rotterdam “anders ist” und nicht Wien

Für das Magazin des Büroausstatters Wiesner Hager (“Contact”) berichtet Wojciech Czaja von einem niederländischen Ingenieur-Großbüro (IMD), das in eine Fabrik gezogen ist bzw. diese zum Büroloft umgebaut hat. Der offensive und verantwortungsvolle Umgang mit leer stehenden Gebäuden wird dabei als etwas normales und sinnvolles beschrieben. Wien ist ja dabei anders, denn hier wird man mit solchen Ideen fast für verrückt erklärt (Ausnahmen wie die “W24″-Sendezentrale in Breitensee bestätigen die Regel). Dass woanders besser geht, zeigt der Artikel in der (Heftausgabe Nr.16) mit dem holländischen Beispiel. Im Magazin ist zu lesen: „Ein großes Thema in den Niederlanden ist der riesige Gebäude­leerstand in den Städten“, erklärt Joost Ector. Er ist Partner und zuständiger Projektleiter bei Ector Hoogstad Architects (EHA). „Wir haben IMD daher vorgeschlagen, bei der Übersiedelung an einen neuen Unternehmensstandort diese Leerstandsrate zu nutzen und etwas ganz Spezielles aus dieser Situation zu machen. Eigentlich waren wir auf der Suche nach einer alten, aufgelassenen Schule oder nach einem Theater. Aber dann sind wir auf diese historische Stahlfabrik am alten Persoonshaven in Rotterdam Zuid gestoßen.

Planungsleistung statt Standardlösungen

Die Planungsleistung beschränkte sich dabei nicht auf das Herunterdämmen von Wärmedurchgang, wie man es hierzulande als den letzten und umweltfreundlichesten Stand der Dinge versteht. Baulich gesehen hat man nämlich im beschriebenen Fall Fantasie bewiesen und sich nicht von 0815-Vorgehensweisen leiten lassen. Raumwärme muss schließlich nicht zwingenderweise über Außendämmung zustande kommen, wie man herauslesen kann: Tatsächlich fungiert der Luftraum zwischen den einzelnen Bürocontainern, die aus Stahl, Holz und Polycarbonat gefertigt sind und wie weiße und knallgelbe Bausteine in der Halle herumstehen, als eine Art Wärmedämmpuffer. Auf traditionelle Wärmedämmung konnte daher verzichtet werden. „Genau das ist der Clou an diesem Projekt“, sagt Architekt Joost Ector, der auch einen Großteil der Büromö­bel geplant hat. „Durch die Raum­-in­-Raum­-Konfiguration war es möglich, mit günstigen Materialien zu bauen und die thermische Hülle auf ein Minimum zu reduzieren. Eine größere Investition in Form von unendlich großen Wärmedämmflächen wäre in diesem Fall auch gar nicht wirtschaftlich gewesen.“ (Wiesner Hager/RED)

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