Manche Dienstleistungsunternehmen hätten einfach zentral zu sein und das Büro müsse dann auch Eindruck machen. Johannes Endl, Vorstandsmitglied beim Immobilienvermittler und -Verwalter ÖRAG bestätigt das und nennt auch Kandidaten für ein Büro in einer Zinshausetage. „Das kleine Ziviltechnikbüro oder der Vermögensverwalter sucht das urbane Umfeld ganz gezielt.“ Für die Genannten wären maximale Kosteneffizienz und hochwertige Büroausstattung eines Neubaubüros einfach keine relevanten Ziele. Sie geben sich mitunter auch mit Sommerluft aus dem Innenhof zufrieden und müssen nicht unbedingt eine Klimaanlage haben. Wer nur wenige Mitarbeiter beschäftigt, der stelle Überlegungen, in ein Neubaubüro zu gehen daher erst garnicht an.
Altstadtrenomée
Branchenbedürfnisse definieren, was bei der Suche nach einem neuen Büro in Frage kommt. “Banken etwa suchen sich da gezielt Innenstadtlagen”, berichtet Georg Muzicant, Leiter des Bürosektors bei Colliers Columbus Österreich, von weiter vorhandenen Nachfragern beim klassischen Altbaubüro in der Wiener City. Manche Mieter sind eben ihren hohen Standards verpflichtet. Infolge tut sich ein neues, hochpreisiges Markt-Segment auf. Bis zu achtundzwanzig Euro an Nettomiete pro Quadratmeter werden beobachtet und jene Preishürde nimmt nur, wer ein exzellentes Auftreten benötigt. Die Deutsche Bank ist mit ihrer neuen Niederlassung am Wiener Fleischmarkt so ein Fall. Flexible Bürolösungen helfen dem Unternehmen allerdings dabei, die erforderliche Fläche für die hundertvierzig Mitarbeiter möglichst zu reduzieren. Auch das Anwaltsbüro Lansky, Ganzger & Partner, hat ein top renoviertes Büro im ersten Bezirk bezogen und Kanzleichef Gabriel Lansky bemerkt: „Das Haus entspricht dem Selbstverständnis unserer Kanzlei.“ Casar-Olbrich, von der Rustler Gruppe sieht daher das Thema Leerstand im Zusammenhang mit dem Lagefaktor: „Im ersten Bezirk sehe ich keinen Sockelleerstand, da hier viel revitalisiert und neu vermietet wird.“
Abstriche gemacht
Die unsicheren Zeiten mit schiefer Wirschaftslage bescheren auch veralteten Neubaubüros eine zweite Chance. Der „gute Geschmack“ bestimme dabei ob ein Büro noch taugen würde: „Für Kunden und Mitarbeiter muss ein Büro einfach zumutbar sein und zumindest saubere Oberflächen an Teppich und Wänden aufweisen“, meint Endl. Bei der Beleuchtung und beim Bodenaufbau seien Mieter am ehesten bereit Abstriche zu machen. Einen Trend zum in die Jahre gekommenen Neubau sieht auch Casar-Olbrich, allerdings unter Vorbehalt: „In Zeiten, wo ein Heizkostenanstieg zu befürchten ist, lassen sich Mieter ungern auf Objekte ein, wo die Betriebskosten schwer in den Griff zu bekommen sind.“ Im klassischen Altbau ist dies ihrer Erfahrung nach letztlich nicht so kritisch zu sehen wie in 1970er-Bauten. (RED)