Die Anfänge der Leerstandskonferenz

P121012_14.48_[01]_newDie erste, richtungsweisende Leer­standskonferenz  ihrer Art fand im Herbst des 11er Jahres in Ottensheim in Oberösterreich statt. Von wissenschaftlichen bis hin zu praktischen Ansätzen, von persönlichen bis hin zu regionalen Initiativen öffnete sich dabei das Spektrum der einschlägigen Initiativen bei der ersten Leerstandskonferenz. Die Planerzunft bedient sich dabei vor allem der Aktivierung der Bevölkerung. Statt politische Widerstände zu „umschiffen“, setzt man nun auf eine konstruktive Form der Bürgerbeteiligung, der so genannten Partizipation. Manchem traditionellen Politiker konnte damit auch aus der Patsche geholfen werden, wie dem Haager Bürgermeister. Er hatte vor ein paar Jahren bei Nonconform nach einer unkomplizierten Lösung gefragt, um den Ortskern wieder zu beleben. Die Architektengruppe mit ihrem Modell der interaktiven Ideenwerkstatt schaffte dies schließlich, allerdings eben nicht mit traditionellen Mitteln. „Nach drei Tagen ist alles anders“ lautet ihr Wahlspruch. Damit ist aber weniger die rasche Umsetzung angesprochen, als vielmehr das Ausmaß der Veränderung die in kurzer Zeit Platz greifen soll. Das wird klar, wenn man Roland Gruber über die Erfahrungen beim Haager Pionierprojekt sprechen hört. Im Ortszentrum wäre zu dem Zeitpunkt gar nichts mehr los gewesen. „Man hat schon gescherzt ob man den Maibaum nicht besser in Zukunft im Fachmarktzentrum aufstellt,“ meint er und verweist auf den Status Quo drei Jahre danach. Junge Leute seien wieder mit neuen Ideen ins Zentrum gekommen. Intensive Arbeit vor Ort und praxisnahe Mobilisierungsmethoden zur Einbindung der Bürger sind zwei wesentliche Ansätze der angewandten Methode namens Ideenwerkstatt. Für die Arbeit in Haag, aus welcher auch das Stadttheater am Hauptplatz hervorgegangen ist, gab es den Consulting Staatspreis als Anerkennung und weitere derartige Projekte folgten.

Thematisieren oder nicht

Lange würden die negativen Seiten eines sich vollziehenden, örtlichen Strukturwandels geleugnet. Warum das so ist, erklären sich die Fachleute damit, dass es sich um einen schleichenden Verfallsprozess handelt, der eben politisch möglichst nicht thematisiert wird. Im deutschen Nachbarland gibt es ähnliche Probleme. „Man muss den Leerstand beim Namen nennen und darf nicht verklausulieren“, meint Stephanie Arens, Leiterin eines regionalen Förderprogramms aus dem deutschen Südwestfalen. Energie will man gezielt in das gesteckt wissen, was wirklich erhalten werden soll. „Man muss die Sache offensiv angehen und Nutzungspotentiale erarbeiten“, meint dazu auch Schröteler-von Brandt, die an der Universität Siegen an Projekten zur regionalen Wiederbelebung arbeitet. Bei Nonconform sammelt man dazu Ideen aus der örtlichen Bevölkerung, verstärkt nun auch via Internet. „Wer keine Zeit hat, zu den Veranstaltungen zu kommen, kann auch online die Dinge verfolgen und dort auch mit entscheiden was im Ort planerisch geschehen soll,“ erläutert Roland Gruber. Die kritische Gruppe der Jungen wäre mit spielerischen Formen von Onlinekommunikation gut einzubinden.

Schiefe Motivlage

Mangelnde Unternehmungslust der Eigentümer von leer stehenden Gebäuden oder Liegenschaften ist eine weiterer wichtiger Punkt bei Leerständen. Zuwiderlaufende Eigeninteressen oder gänzlich fehlende Interessen an einer momentanen Nutzung führen zu passivem Verhalten. „In den Bezirkshauptorten oder kleinen Gemeinden hat ein Eigentümer manchmal keine Motivation, da etwas anzufangen. In der Stadt sind es hingegen die Eigentümergemeinschaften schwer dazu zu bewegen, etwas zu unternehmen,“ weiss Richter aus Erfahrung. Grund dafür seien verstreute Besitzverhältnisse oder eben mangelnde Investitionsbereitschaft. „Die Eigentümer müssen frühzeitig eingebunden werden,“ ist daher auch Hilde Schröteler-von Brand überzeugt und besteht darauf, dass sinnvolle Nutzungsvorschläge auch von den Gemeinden gefördert werden müssten.

Initiative zeigen

Ein anderer Weg dies zu erreichen ist, es Initiativen zu fördern, die sich um den Leerstand kümmern. Die werden zumeist von Menschen betrieben, die auch bereit sind, sich persönlich zu engagieren. Zum Beispiel gibt es in Linz die Initiative Schwemmland, welche temporäre Veranstaltungen durchführt. Dabei werden besonderen Orten Impulse gegeben, beziehungsweise lässt man diese von ihnen ausgehen. Interessierte Menschen brachte man etwa an einem überwucherten Tennisplatz im Linzer Winterhafen zusammen oder auch auf einem Flachdach in einem Gewerbegebiet. Projektinitiator Christoph Wiesmayr meint dazu: „Man kann die Atmosphäre aufnehmen und mit einem zweiten Blick neue Qualitäten entdecken.“ Die Stadt Linz hat als Kulturhauptstadt 09 viele temporäre Nutzungen beherbergt und so demonstriert, wie man unkonventionellen Ideen Raum gibt. Eine Raum-Vermittlungsplattform namens Fruchtgenuss ist daraus hervorgegangen. (PM)