Politisch verursachte Leerstandsfälle

„Der große Plan“, der alles verspricht und nichts hält, wurde von Alfons Dworsky, seines Zeichens ehemaliger Institutsvorstand für regionale Architektur und Siedlungsplanung symbolisch der stellvertretenden Kärntner Landeschefin Gaby Schaunig überreicht. Groß angekündigte Versprechen halten nicht immer – war die Botschaft einer tatsächlich dann leer zum Vorschein kommenden Planmappe. Aktionismus nach diesem Geschmack und Nachdenkliches zum Thema Planungen und ihr Scheitern war das, was im Kärntner Fresach, nahe dem Millstättersee, das Fachpublikum auf der dritten Leerstandskonferenz erwartet hatte.

Denkzettel

So ungeliebt das angegangene Thema des Scheiterns auch sein mag, suchte man doch Mittel und Wege, dieses wenn schon nicht zu verhindern, so doch gebührend damit umzugehen. „Man muss den Leuten sagen, was sie bei Großplanungen wirklich zu erwarten haben“, gab Dworsky weiters zu bedenken. Nur weil etwas machbar sei und sich damit griffig argumentieren ließe, wäre außerdem nicht automatisch auch ein beständiger Nutzen abzuleiten. Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit konnten die Tagungsteilnehmer mit dem Kärntner Stadionneubau und dem Ausstellungsgelände der Landesausstellung von Hüttenberg persönlich erkunden.

Politikversagen

Ersteres wird aktuell mit Zusatzkosten von 15 Millionen Euro (Baukosten: 72,12 Mill. Euro) für 32.000 Zuschauer für die Dauernutzung adaptiert. Wie unverhältnismäßig die Fassungsgröße ist, wird angesichts der Besucherschaft von offiziell bis zu 500 deutlich, die der Hauptmieter und Drittliga-Fussballclub Austria Klagenfurt nur zustande bringt. Leer steht die Stadiontribüne damit nicht nur in den vierzehn Tagen zwischen den Heimspielen, sondern angesichts der mangelnden Zugkraft der Mannschaft auch zu 98 Prozent während der Spiele. Eine ungenügende Nachnutzung für die Hauptnutzung des Fussball-EM-Stadions von 2008 ist also evident.

Einsturzgefahr

Ähnlich gelagert und doch ganz anders ist der Fall der Landesausstellung in der Gemeinde Hüttenberg. Der war die Landesausstellung 1995, nebst Zubau zur alten Erzförderanlage – mit Planung von der Architektenkoryphäe Günther Domenig – zusammen mit reichlich Fördermittel zugesprochen worden. Der Lokalaugenschein auf dem Gelände der Förderanlage, fast zwanzig Jahre danach, kann als „schaurig schön“ bezeichnet werden. Stil- und gehaltvolle Architektur ist hier zu sehen, die seit damals im Dornröschenschlaf dahin schlummert. Eine aktuelle Nutzung der Anlage ist ausgeschlossen, weil man „Dornröschen“ aus Sicherheitsgründen fern bleiben muss.

Ja zu scheiternden Plänen

Ein Schicksal jener Sorte befürchtete der vortragende Architekturexperte und Fachjournalist Wojciech Czaja gewissermaßen auch für den Schi-WM-Ort Schladming und zwar seines unausgegorenen Nachnutzungskonzeptes wegen. Außerdem wusste er aus China zu berichten, wo es offensichtlich noch ärger geht. Mit Kangbashi war dort eine Stadt für 300.000 Einwohner fertig gebaut worden, die dann in ihrer Gesamtheit aber leer geblieben ist. Den Unterschied zwischen dem Scheitern mit Gebäuden und erfolgreichen Projekten, so eine Essenz der Tagung, läge in einer offenen Planung, die nicht bereits bis zum möglicherweise bitteren Ende eine beschlossene Sache wäre. Denn was gescheitert und was erfolgreich sei, würde sich letztlich erst in der Praxis weisen und nicht am alleinigen Durchsetzen eines Plans festmachen lassen. Da sei noch das übliche „Schubladisieren“ und neu überdenken besser, eine Methode, die immerhin betreffend der Wiener Donauinsel zum Erfolg geführt hätte. Alternativ dazu bietet man beim Veranstalter Nonconform das Konzept der Ideenwerkstatt an, die verspricht, eine benachteiligte Gemeinde mithilfe von Partizipation in nur drei Tagen neu aufzustellen. (PM)

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