Fassade frei für Kunst

Als Gottfried Helnwein´s Bild auf der Adresse Linke Wienzeile 34 an einer Feuermauer beim Naschmarkt fertiggestellt war, hatte es für Diskussionen gesorgt ebenso wie für Aufmerksamkeit und für ein Innehalten für Passanten und Autofahrer. Der Exilösterreicher in den USA hatte vor einigen Jahren den Auftrag bekommen, für den Klimafonds ein wenig illustres aber markantes Bild zum Thema Klimawandel zu kreieren. Das duster wirkende, in graublau gehaltene Gemälde eines androgynen, leblosen Kopfes verfehlte seinen Zweck nicht und die mediale Aufmerksamkeit war zu Beginn der Aktion auch groß. Die Gründe, warum man Feuermauern bemalen möchte, sind bei etablierten Künstlern vermutlich nicht viel anders als bei Grafittikünstlern – eine graue Mauer und die bunten Farben zur Hand sowie Ideen im Kopf, die nach Aufmerksamkeit schreien.

Dennoch unterscheidet sich das eine vom anderen in seiner Ausdrucksweise doch stark und zwar so sehr, dass man für das kunstvolle Bild eben zahlt während man das andere oftmals abstrafen mag oder zumindest ächtend verurteilt. Auf die tatkräftige Mithilfe von Künstler-Kollegen kommt es bei der Gebäudekunst stark an. Im Fall der Feuermauer an der Wienzeile war das Originalbild Helenwein´s von zahlreichen Assistenten in klassischer Acryl- und Ölfarben- Maltechnik aufgetragen worden. Statt der geplanten zwei Wochen Arbeitszeit konnte das 300 Quadratmeter große Bild daher in nur fünf Tagen fertig gestellt werden.

Künstlerische Gebäudeprägung

Auf einem Gebäude der BOE, einem Unternehmen der List Gruppe, prangt ein dreiteiliges, 54 Quadratmeter großes Kunstwerk des österreichischen Fotokünstlers Thomas Strini namens Christophorus 2011. Es soll den heiligen Christophorus, Schutzherr der Autofahrer darstellen, aber eben in zeitgenössischer Interpretation. Beide Beispiele können als fotorealistisch und auch als zum Nachdenken anregend gelten. Anders als bei Helnweins realitätsnaher Gemäldekunst ist beim Bildnis Strinis aber der Ausgangspunkt ein Foto, das graphisch verfremdet wurde. Die abgebildeten Szenen auf einer Wiener Kreuzung hat er selbst gestellt und fotografiert. „Die Szene war vom Künstler auf einer von der Polizei nachts eigens dafür abgesperrten Kreuzung in Wien festgehalten worden“, erfährt man vom Parkhausbesitzer. Die Geschichte des Christophorus, der durch den reissenden Fluss trägt, wollte der Künstler auf unsere Zeit übertragen, wobei der Fluss heutzutage im Verkehrsfluss eine Entsprechung findet. (PM)

Identitätsstiftende Zusatznutzung einer Fassade eines Parkhauses unter der Wiener Südosttangente …

Zur Homepage des Künstlers (www.strini.at)

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