Schlossherrschaften und Burgfräuleins

Wer vor hat, sich eine Burg anzulachen, dem sei der französische Filmklassiker „Balduin das Nachtgespenst“ ans Herz gelegt. Darin wird dem Laien demonstriert, was es heisst, eine Burg zu renovieren. In jenem Streifen verzweifelt nämlich Louis de Funès, der französische „Klaumaukkönig“ der 60er Jahre, in seiner Rolle an den Renovierungskosten einer baufälligen Burg, die er für einen verarmten Grafen herrichten muss. „Nicht um die Burg…“, sagen darum auch manche zum Kauf so einer Immobilie. Andere wiederum haben einen wahren Faible entwickelt und sind daher bereit, sich die Monumente aus Stein nur zu gerne aufzubürden. „Entscheidend ist da die Liebe zum Objekt und dass man sich das auch schönerweise leisten kann“, meint Evelyn Hendrich, die mit ihrem Büro Hendrich Real Estate besonders wertvollen Immobilien zu Käufern verhilft. „Ein Schloss oder Herrenhaus ist allenfalls eine Anlage, in die ich sehr wohl investiere, aber sicher nicht zu Renditezwecken“, erklärt auch Fridolin Angerer von Spiegelfeld International. Das Kaufinteresse, orientiere sich daher nicht am „Return on Investment“, wie sich dies auch in der Investorensprache ausdrücken lässt.

Mehr Kosten als Nutzen

Vor einiger Zeit war auch die Burg Greifenstein zum Verkauf gestanden. Zum anziehenden Charakter jener Immobilie meint Verkaufsexpertin Hendrich: „Hier besteht der Luxus in der Einzigartigkeit des Objektes.“ Mit dem Kauf geht mit einiger Sicherheit auch nicht wenig Renovierungsaufwand einher. Daher bindet man sich gleichzeitig unweigerlich an den Denkmalschutz. „Dass bei einer tausendjährigen Immobilie der Denkmalschutz auch Interessen vertritt, dürfte klar sein und das wird natürlich auch jedem potentiellen Käufer mitgeteilt“, meint Hendrich. Dass das aufzubringende Geld dann auch gleich als eingemauert zu betrachten wäre, verneint die Maklerin: „Es ist eben ein Prozess zu durchlaufen, wie im Übrigen bei anderen Bauvorhaben auch. Dabei stellt sich heraus, ob sich Dinge verwirklichen lassen“. Auch wären im Fall der Burg Greifenstein sechzehn Hektar Land inkludiert und damit ließe sich ein weiterführendes Konzept für die Nutzung entwickeln.

Räume ohne Ende

Entlegen sind herrschaftliche Objekte sehr oft und im Großformat. In jene Kategorie fällt eher auch das grenznah, in Tschechien befindliche Barock-Schloss von Freiherr von Deblin, das eine Zeit zum Verkauf gestanden hat. Mit sagenhaften sechzig Zimmern ist hier Platz genug für allerlei Gesellschaften. Bei so viel Raum im Übermaß stellt sich allerdings schon massiv die Frage wie man das Ganze aus immobilienwirtschaftlicher Sicht auf Dauer auch betreiben kann. „Wirklich schwierig wird es mit den richtig großen Objekten mit drei, vier oder fünftausend Quadratmetern Nutzfläche“, weiß Angerer: „Da gehört noch ein Nutzungskonzept dahinter, sonst kauft das keiner.“ Wobei hier auch die Lage wiederum ein Problem sein kann, denn Schlösser oder Herrenhäuser in der Einschicht sind als Firmensitz schwierig, weil sie zu abgelegen sind. Damit ist aber auch schon das Kernproblem angesprochen, nämlich wie man den alten Gemäuern Leben einhauchen kann. Monetärer aber vor allem auch persönlicher Einsatz ist gefragt, um den Burggeist oder das Schlossgespenst nachhhaltig auszutreiben. (PM)

“Wie es so schöne heisst: Renovierungsbedarf ist gegeben…”

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