Das mit 10.000,- Euro dotierte Roland Rainer-Stipendium brachte eine Befassung des Wissenschafters Thomas Hahn mit urbaner Nachverdichtung. Der Stipendiat präsentierte zuletzt in den Räumen der Vergabeinstitution, der Bundeskammer für Architekten und Ingenieure, die Ergebnisse seiner Arbeit: „Es geht nicht darum, die Dichte zu maximieren, sondern darum urbane Potenziale in den Zwischenräumen zu erkennen“. Dabei war der Ausbau der Obergeschosse vor den anwesenden Architekten nicht auf altbekannte Weise sondern weiterführend diskutiert worden auch wenn die legistischen Rahmenbedingungen einen großvolumigeren Ausbau derzeit vielfach ausschließen. Um mehr Ausnutzung in den Obergeschossen dennoch zu ermöglichen, wird vorgeschlagen, die Belichtung der Sockelzonen nicht als Kriterium heranzuziehen, weswegen das Dach dann höher gebaut werden kann. Als Argument dafür dient die Tatsache, dass dort untergebrachte Geschäftslokale vielfach nicht die Anforderungen hätten, wie die Wohnnutzung, die man in den Obergeschossen errichten könnte. Die Dachgeschosse der Gemeindebauten ließen sich grundsätzlich ebenfalls ausbauen, wobei Hahn darauf hinwies, dass der gemeinnützige Wohnbau hier Ressentiments hätte. Außerdem fällt im Stadtraum auf, dass die mögliche bauliche Ausnutzung aus Gründen der Bauträgerschaft bislang oft nicht ausgeschöpft wurde. Die Folge sind Supermärkte ohne Obergeschoss und Anreize derartiges zu unterbinden müsse man laut Hahn schaffen.
Auf dem Dach weiterbauen
Große Flachdächer sollten auch für neuen Wohnraum erschlossen werden. Im kleinen Rahmen gibt es dazu schon Beispiele. Derzeit befindet sich die Überbauung des Auhofcenters in Wien Penzing mit 70 Wohnungen in Umsetzung. In Innsbruck ist das Einkaufszentrum West mit einer Schule im Obergeschoss zusammengepackt. In Wien wird auf dem Areal der ehemaligen Gebe-Fabrik auf einem Supermarkt Wohnraum mit Grünflächen geschaffen. Die Stadt Wien in Person des grünen Planungssprechers Christoph Chorherr ist gegenüber jenen Entwicklungen offen: „Solange es um die Dichte der Vielfalt geht und nicht nur um Köpfe pro Fläche, ist das eine gute Sache.“ Der nach Fläche bisher größte urbane Wohnungsbedarf in Wien im Lauf seiner Geschichte würde außergewöhnliche Maßnahmen rechtfertigen.
Hofflächen
Auf Qualitäten dürfe man nicht vergessen, betonte Raumforscher Erich Raith: „Bei Verdichtung muss es vor allem um die Nutzungsverdichtung gehen.“ Monofunktional genutzte Gebiete würden lange Zeit nur brach liegen, weswegen er Nutzungsverschränkungen empfiehlt. In jenem Sinn kann auch der auf der Veranstaltung gehörten Vorschlag verstanden werden, wonach größere Hofanlagen mit neuen Baukörpern ausgestattet werden könnten. Thomas Hahn präsentierte jene Strategie neben dem Ausbau der Obergeschosse als zweite grundlegende Möglichkeit. Der George Washington-Hof in Wien Meidling mit seinen großzügigen Freiräumen hatte dabei als Fallbeispiel gedient. Ihn bezog man ein und rechnete für den gesamten Bereich der Wiener Triester Straße das Nachverdichtungspotenzial aus und kam alleine für jenen Siedlungstreifen auf nicht weniger als 3.500 Wohnungen für rund 8.000 zusätzliche Einwohner. Dass das nicht ohne die Zustimmung der Bewohner geht, ist den Planern auch klar aber wer die Stadt weiter denkt, denkt auch die Planung weiter und da ist eine aktivere Bürgereinbindung im Kommen. (PM)
Christoph Chorherr sagt, wo es lang geht…